Corona Heilmittel

Joachim Caspary Private Website

Coronavirus: 
Heilmittel der Natur 

Essay von Joachim Caspary (Mai 2020)

„Wenn durch die Corona-Krise der Verzicht weltweit zu einem positiven Wert würde, dann wird es am Ende ein riesiger Erfolg.“ (Reinhold Messner im SZ-Interview am 30.04.2020)


Das Coronavirus: Krankheit oder Heilmittel?

Es mag absurd klingen, das Coronavirus als Heilmittel zu bezeichnen, ist es doch der Auslöser der Tod bringenden Krankheit COVID-19. Die Bewertung kommt jedoch auf den Standpunkt an. 

Das Corona Virus kommt aus der Natur und ist ein Teil davon. Es ist winzig und nicht einmal ein Lebewesen. Und doch ist es fähig und gerade zugange, das Leben der gesamten Menschheit zu ändern und die Natur zu heilen.

Für die Menschen ist das Virus sicher eine schreckliche Plage. Es kann jeden erwischen. Jung oder Alt, Männer wie Frauen, Arme wie Reiche, Elende wie Mächtige, Durchschnittsbürger wie Celebrities. Die Chancen, schnell eine gute Impfung zu finden oder ein Heilmittel sind gering und es kann Jahre dauern. Die Immunkrankheit AIDS gibt es auch schon seit ca. 40 Jahren, man kann die Auswirkungen durch teuren, belastenden Medikamentenmix inzwischen einigermaßen eindämmen, aber eine echte Impfung oder ein Heilmittel dagegen gibt es immer noch nicht. Das Coronavirus verbreitet sich rasant global und wird sich besonders verheerend bei den Ärmsten auswirken, die keine ordentliche Gesundheitsversorgung haben. Viele Menschen, die sie überstanden haben, leiden oftmals unter langanhaltenden schweren gesundheitlichen Problemen. Millionen werden sterben. Die Corona-Krise hat laut den Vereinten Nationen mehr als 250 Millionen Menschen an den Rand des Hungertods gebracht. Gleichzeitig habe die Krise die Hoffnungen auf eine Beendigung der globalen Armut bis 2030 zunichte gemacht, teilte der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Olivier De Schutter, in einem im Juli 2020 in Genf veröffentlichten Bericht mit.

Betrachten wir aber mal das gesamte Leben auf der Erde, von dem wir ja auch ein Teil sind, als eine Art globalen Organismus! In der Evolution hat sich eine ungeheure Vielzahl an Lebewesen entwickelt, womöglich aus einem einzigen Ur-Lebewesen heraus. Pflanzen, Pilze, Bakterien, Tiere und Menschen. Also sind wir mit allen Lebewesen auf der Erde verwandt. Dieser globale Organismus besteht, wie ein menschlicher Körper auch, aus einer Unzahl verschiedener Einzelteile, die alle unterschiedliche Funktionen ausüben. Harmonieren sie, ist der Körper gesund. Stören einzelne Bestandteile, ist der Körper krank und es beginnt ein geniales Immunsystem Strategien zu entwickeln und den Störenfried auszuschalten, damit der gesamte Körper wieder gesundet und überlebt. Das gilt offensichtlich für ein Lebewesen ebenso wie für den globalen Organismus und genau dies erleben wir derzeit mit dem Coronavirus: Die Natur hat es hervorgebracht, und es kann das Leben auf der Erde von dieser Krankheit „Menschen“ befreien und wieder zu einer gesünderen Koexistenz aller Lebewesen führen.


Was läuft falsch mit der Menschheit?

Der Mensch führt einen regelrechten Krieg gegen die Natur. Er tötet Lebewesen nicht nur zu seiner Ernährung. Er tötet auch aus Spaß. Hier denke ich nicht nur an psychisch kranke Lustmörder oder verrohte Soldaten. Auch Jäger gehen heutzutage meist nicht mehr wie in der Steinzeit auf die Pirsch, um das Überleben Ihrer Familie oder Dorfgemeinschaft zu sichern, sondern um der Geselligkeit zu frönen, um den Kick der Macht über das Leben der Opfer zu verspüren, um die Vermehrung einer Art zu begrenzen welche keine natürlichen Feinde mehr hat (weil man sie vorher ausrottete), um den Bauern oder Schäfern die exzessive Nutzung ihrer Felder und Nutztiere ungestört zu erleichtern, um sich eine seltene Trophäe an die Wand zu hängen oder um Fotos ins Internet zu stellen auf denen sie vor dem erlegten Löwen, Elefanten oder einem sonstigem Vertreter einer vom Aussterben bedrohten Tierart posieren. Ich denke aber auch an uns alle, die wir uns gerne einen leckeren Braten schmecken lassen und den Gedanken daran verdrängen, wie das Tier gelebt, und seine letzten Minuten verbracht hat. Die Massentierhaltung ist eine wahre Brutstätte für Zoonosen. Kürzlich meinte ein Demonstrant gegen die Zustände der Tönnies Fleischverarbeitung zu einem Reporter: "Wenn Tiere eine Religion hätten, dann wäre der Mensch der Teufel" . Wie wahr!

Wir alle tragen dazu mit unserem Konsumverhalten bei, die Meere zu überfischen und mit Plastik zu vermüllen, mit Abgasen die Luft zu verpesten, die Böden chemisch zu vergiften, somit die Insekten auszurotten von denen auch die Vögel leben und die Pflanzen bestäuben von denen wir leben. 

Warum aber tun wir das alles? Es ist die Gier. Diese Gier ist die dunkle Seite unserer menschlichen Intelligenz. Letztere hat uns dazu befähigt in immer rasanteren Schritten zivilisatorische Leistungen hervorzubringen wie die Erfindung des Rades, des Pfluges, der Dampfmaschine, der Elektrizität, des Penizillins, des Computers, der Luft- und Raumfahrt usw. Die dunkle Seite hat uns aber auch dazu verführt ungeheure Kriege zu führen, die Ausbeutung der Erde und der Mitlebewesen in absurde Höhen zu treiben. Die Werbung hämmert uns andauernd ein, was wir noch brauchen, um unser Glück zu steigern. Wirtschaft und Politik versprechen und fordern immerwährendes Wachstum. Ein Leben in Wohlstand ist eine Selbstverständlichkeit. Begriffe wie Verzicht und Bescheidenheit sind Unworte geworden. Hier setzt Corona an: Es zwingt uns genau zu Verzicht und Bescheidenheit.


Heilmittel für die Pflanzen

Die Menschen züchten Pflanzen für ihre Zwecke. Zum Verspeisen, als Heilpflanzen oder zur Verschönerung des Gartens. Andere Vegetation, welche für die Menschen keinen vordergründigen Nutzen erkennen lassen, wird als „Unkraut“ bezeichnet und bekämpft. Hierzu belässt man es nicht beim Auszupfen oder Unterpflügen, sondern sie wird mit Massenvernichtungsmitteln wie "Glyphosat" großflächig vernichtet. Hierbei stört es nicht oder wird in Kauf genommen, dass viele andere Pflanzen und damit die Nahrungsgrundlage für unzählige Insekten und Boden-Kleinstlebewesen gleich mit vernichtet werden. Zusätzlich werden die Insekten auch noch direkt durch die Insektizide getötet, und damit schließlich auch die Vögel. Hauptsache der Mais wächst.

Ebenso werden die Regenwälder großflächig abgebrannt und abgeholzt, um darauf Soja oder andere Monokulturen anzupflanzen und damit viel Geld zu verdienen. Ein Großteil der Pflanzen dient den Menschen nicht direkt als Nahrung, sondern wird an die „Nutztiere“ verfüttert, die in qualvoller Existenz gehalten, und in nicht weniger freundlicher Weise transportiert und geschlachtet werden. Dass ca. 30% bis 50% der angebauten Pflanzen auf dem Weg vom Erzeuger über den Großhandel, den Lebensmittelhandel zum Kühlschrank des Konsumenten und bis auf seinen Teller aussortiert, verfällt, verfault oder sonst wie vernichtet wird, kommt noch hinzu.

Was bewirkt da nun das Coronavirus? Zuerst ist jeder durch das Virus getötete Mensch ein Pflanzenkonsument weniger, auch kann er kein Tier mehr essen, das mit diesen Pflanzen gemästet wurde. Weiterhin wird die Pandemie durch die dadurch verursachte Wirtschaftskrise dafür sorgen, dass große Teile der Menschheit verarmen und sich dadurch in ihrer Lebensmittelverschwendung etwas bescheiden müssen. Schließlich werden auch die Pflanzen dieser Erde durch die Verringerung giftiger Abgase in Luft, Boden und Gewässern weniger geschädigt. Insgesamt wird die globale Flora also von der Pandemie enorm profitieren.


Heilmittel für die Tierwelt

Das Virus befällt anscheinend nur die Menschen und verschont die Tiere. Es wirkt also gezielt wie ein Antibiotikum gegen die Krankheit der Erde namens Mensch. Wegen der durch die COVID-19 – verursachten Verarmung und Abnahme der Bevölkerung wird sicher auch der Fleischkonsum verringert. Ebenso geraten die Auswüchse der Massentierhaltung und Schlachtung in den Focus der Öffentlichkeit, was zu einer Verminderung des unendlichen, durch Menschen verursachten Tierleides führen wird. Immer mehr Menschen ringen sich nun dazu durch, dazu beizutragen die Haltung der Tiere zu verbessern und ihnen ein besseres, artgerechteres Leben zu ermöglichen, wie es eigentlich schon lange in den Gesetzen steht.


Heilmittel für das Klima

Inzwischen bestreitet kaum einer mehr, dass der Klimawandel in vollem Gange ist. Zwar gab es so etwas schon immer in der Geschichte der Erde, aber die Änderungen zwischen Warm- und Eiszeiten zogen sich meist über Jahrhunderte oder noch länger hin. Gelegentlich wurden diese Änderungen auch durch katastrophale Ereignisse wie Meteoriteneinschläge oder Vulkanausbrüche beschleunigt, was jeweils zu Massensterben vieler Arten führte. Nun ist es der Mensch mit seinem Fehlverhalten, der den schnellen Klimawandel wesentlich mit verursacht. Wer das noch bestreitet, müsste auch bestreiten wie viel Abgase und sonstige schädliche Stoffe aus Autos, Flugzeugen, Fabriken, brennenden Wäldern und pupsenden Rindern entweichen und erklären, wieso all das keinerlei Einfluss auf die Biosphäre haben soll.

Der amerikanische Autor Jonathan Safran Foer hat ein Klimabuch mit dem Namen geschrieben „Wir sind das Klima“ . Hierin stellt er fest, dass die Menschen nur vier Verhaltensweisen ändern bzw. reduzieren müssen, um den verheerenden Klimawandel abzuwenden: Erstens weniger Fleisch essen, zweitens weniger Auto fahren, drittens weniger fliegen und viertens weniger Kinder bekommen.

Wie hilft das Virus dabei? Durch Reduzierung und Verarmung der Bevölkerung wird nun weniger Fleisch gegessen, weniger Auto gefahren und geflogen werden und letztlich auch weniger Menschen den Planeten verwüsten. Das Virus ist also ein enormes Heilmittel für die Stabilisierung des Klimas.


Heilmittel für die Menschheit

Das Virus ist sicher kein Heilmittel für den Einzelnen, der daran erkrankt. Es kann aber ein Heilmittel für einen Teil der gesamten Menschheit sein. Jeder kennt den Spruch „Die Natur braucht die Menschen nicht, aber die Menschen brauchen die Natur“. Über 99% aller Spezies, welche die Evolution im Laufe der Jahrmillionen hervorgebracht hat, sind längst wieder ausgestorben. Warum soll es der Spezies Mensch anders ergehen, vor allem wenn wir fleißig daran arbeiten unser Aussterben herbeizuführen. Umweltzerstörung, Klimawandel, multiresistente Keime, nukleare Aufrüstung, sind einige Stichworte. Wenn wir so weiter machen, wie bisher, wird es nicht mehr lange dauern, bis unser Gastspiel auf diesem Planeten vorüber ist.

Schon jetzt ist die Kriminalität durch die sozialen Einschränkungen zurückgegangen. Viel Straßen- und Luftverkehr wird durch günstigere Mittel wie öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und Videokonferenzen ersetzt; die Unfälle nehmen ab. Auch beginnen viele Menschen durch die Angst vor Erkrankung und Tod ihr Immunsystem zu stärken, indem sie ungesunde Verhaltensweisen wie Rauchen, Alkoholismus, Fleischkonsum ändern und mehr Sport treiben. Leider gibt es auch das Gegenteil, nämlich jene Menschen, die aus Frust über die Änderung ihrer Lebensverhältnisse gerade in diese Laster verfallen. Solche werden wohl auch eher dem Virus zum Opfer fallen als die Gesünderen.

Das Virus gibt uns also eine Chance, unser Verhalten zu überdenken und zu verändern. Wenn wir daraus lernen und zur Einsicht kommen dass ein „Weiter so“ die Menschheit in den Abgrund des Artentodes führt, und daraus entsprechendes Handeln erwächst, haben wir noch die Möglichkeit, das Steuer herumzureißen und unseren schönen Planeten Erde in ein Paradies für alle Lebewesen zu verwandeln.


Wie wird es weiter gehen?

Die meisten Menschen sind der täglichen schlechten Nachrichten und der Einschränkungen Ihrer gewohnten Lebensweise inzwischen längst überdrüssig. Viele wachen morgens auf und einer der ersten Gedanken ist: „Ach ja, es ist Corona Zeit“! Ich darf nicht raus zu meinen Freunden, meiner Familie! Ich arbeite in Kurzarbeit oder habe meine Arbeit verloren! Mein Geschäft ist bankrott! Wie soll ich meine Miete, meine Versicherungen zahlen, meine Schulden tilgen? Wann kann ich wieder in mein geliebtes Urlaubsgebiet fahren? Nein, es ist kein Albtraum, sondern verdammte Wirklichkeit!

Wann endlich kommen die ersehnten Erleichterungen, der beginnende Ausstieg aus den Beschränkungen? Wann wird alles wieder wie früher sein? Mit Freunden in den Biergarten, mit Familie an den Strand, Hüttenzauber in den Bergen, Fußballrausch im Stadion, Tanzen in der Disco, neue Freunde, neue Liebe…

Die Wahrheit ist: Es wird nie wieder so wie früher und es ist auch gut so. Die Gier nach immer mehr, nach ewigem Wachstum kann nur in den Abgrund führen, da nichts immer wachsen kann; keine Pflanze, kein Tier, kein Reichtum, keine Bevölkerung. Eigentlich weiß es jeder, aber weil alle es ignorierten und verdrängten, machte man eben mit. Was kann ich als Einzelner schon daran ändern?

"Die gute alte Zeit" wird vielleicht mal als Synonym für die Zeit vor Corona stehen. Selbst wenn bald Impf- oder Heilmittel gegen das Virus entwickelt werden, wird es wohl Jahre dauern, bis diese in ausreichender Menge hergestellt, allen Menschen dieser Erde zur Verfügung stehen und auch wirksam werden können. Auch werden Impf- oder Heilmittel voraussichtlich keinen 100-prozentigen Schutz bieten und es wird lange dauern, bis man weiß, wie lange der Impfschutz anhält. Ebenso würde es viele Jahre dauern, bis eine "Durchseuchung" der Erdbevölkerung mit entsprechender Immunität erfolgt wäre.

Solange werden wir uns also an die lästigen Distanz- und Hygiene-Regeln gewöhnen müssen. Die Ausführung und Überwachung dieser Regeln wird vieles verteuern; vom Restaurant Besuch bis zur Flugreise. Ähnlich wie bei einer Autofahrt oder einem Flug werden wir uns daran gewöhnen, dass ein gewisses Risiko immer vorhanden sein wird und unsere Entscheidungen daran anpassen. 


Was sollten wir nun tun?

Natürlich versuchen die Menschen erst mal wie alle Lebewesen, der Krankheit und dem Tod zu entgehen. Aus menschlicher Sicht ist es also richtig, die weitere Verbreitung des Virus durch Entwicklung von Impfstoffen oder Heilmitteln sowie Einhaltung der neuen Verhaltensweisen zu unterbrechen und die Verbreitung der Krankheit einzudämmen. 

Ohne eine Beendigung des oben beschriebenen Krieges gegen die Natur und eine Reduzierung der Weltbevölkerung werden weitere Pandemien folgen.

Wenn wir zudem die Erkenntnis gewonnen haben, dass das exponentielle Wachstum der Anzahl der Menschen dieselbe in den Untergang führen muss, sollten wir eigentlich sofort damit beginnen, diese Anzahl nicht nur zu begrenzen, sondern global auf ein erträgliches Maß zurückzuführen. Unsere Wissenschaft und Medizin haben uns die Mittel dazu gegeben, Geburtenkontrolle auszuüben. Gehen wir mal vereinfacht davon aus, es gibt etwa acht Milliarden Menschen auf der Erde. Und nehmen wir mal an, eine Milliarde Menschen  wären eigentlich genug (so viel wie um das Jahr 1800 n.Chr.), um unseren Planeten nicht zu überbeanspruchen und auch den Mitlebewesen genügend Lebensraum zu ermöglichen. Wie kommen wir also zu einer Reduktion, ohne Gewalt auszuüben oder neues Leid zu schaffen? Mein Vorschlag ist: Erstens eine radikale und globale Ein-Kind-Politik über etwa vier Generationen. Ähnliches hat China über etwa 30 Jahre durchgeführt, mit dem Erfolg, dass das exponentielle Bevölkerungswachstum gestoppt werden konnte. Man muss sich vergegenwärtigen, dass es vor etwa 200 Jahren ca. 200 Millionen Chinesen gab und heute etwa 1,4 Milliarden, also sieben Mal so viele. Nun kennt man den Einwand: „Das lässt sich ohne extreme Gewalt nie durchsetzen; die Armen in den Entwicklungsländern brauchen viele Kinder, um ihr Auskommen im Alter zu sichern.“ Aber auch in wohlhabenden Ländern und Familien herrscht noch vielfach das Denken, viele Kinder zu haben sei ein Glück. Ein Papst, der inzwischen "heilig" gesprochen wurde, reiste einst durch die Welt und verteufelte effektive Familienplanung. Kindergeld wird heute noch in Deutschland gezahlt. Je mehr Kinder man hat, desto höher ist das Kindergeld. Die deutsche Präsidentin der Europäischen Kommission ist glückliche Mutter von sieben Kindern. Ist uns nicht klar, dass auch wir in Europa völlig überbevölkert sind?

Nun kommt mein zweiter Lösungsvorschlag ins Spiel: Ein globales Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE), auch als negative Einkommensteuer zu bezeichnen. Dies könnte in unserer Gesellschaft vielleicht monatlich 1.000 € betragen, in armen Ländern vielleicht nur 100 €; es sollte jedenfalls genug sein, die Grundbedürfnisse in der jeweiligen Gesellschaft zu erfüllen. 

Nun möchte ich hier nicht näher auf die Diskussion um das BGE eingehen; dazu gibt es viel kluge Literatur und die Meinungen und Ansätze dazu sind vielfältig. Höhere Konsumsteuern, Reduzierung bzw. Abschaffung von Militär und Geheimdiensten sind zu diskutieren. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ohne eine solche Absicherung eine Ein-Kind-Politik kaum gelingen kann.

Parallel zur Einführung des BGE sind noch weitere Anreize sowie Sanktionen für Uneinsichtige notwendig. BGE und Anreize sollten nur Vater, Mutter und das erste Kind erhalten. (Ausnahme: Mehrlingsgeburten.) Denkbar sind berufliche Aufstiegsmöglichkeiten und soziale Anerkennung, kostenfreie Kindergärten, Schulen, Universitäten, öffentliche Verkehrsmittel usw. Wer mehr Kinder in die Welt setzt, soll hingegen mit hohen Steuern und Abgaben benachteiligt werden. 

Wenn das gelingt, wird die Menschheit nach einer Generation (ca. 25 Jahre) nicht mehr zugenommen haben. Danach kommen weniger Frauen in das gebärfähige Alter und nach zwei Generationen ist die Bevölkerung um etwa die Hälfte auf vier Milliarden geschrumpft, nach dreien um wiederum die Hälfte auf ca. zwei Milliarden und nach der vierten Generation auf das angepeilte Ziel von einer Milliarde. Danach, also in etwa einhundert Jahren könnte man mit einer Zwei-Kinder-Familien-Politik fortfahren und die Weltbevölkerung damit stabil halten. 

Neben der Reduzierung der Weltbevölkerung ist auch eine Änderung unserer Lebensart notwendig, um das Leben auf der Erde und das Klima erträglich zu erhalten. Die bereits vor der Coronakrise erkannten riesigen Probleme müssen nun endlich angepackt werden! Die etwa 1 Milliarde Europäer, Amerikaner, Kanadier und Australier verbrauchen etwa so viel Ressourcen wie der Rest der Welt. Daher dürfen trotz Wirtschaftskrise natürlich der Schutz der Umwelt, der Tiere, der Pflanzen, des Bodens, der Luft, der Meere und des Klimas, die Bemühungen zur Beendigung der Kriege und der Kampf gegen Hunger und andere Krankheiten nicht zurückstehen. Den demografischen Wandel herbeizuführen wird besonders den Menschen in den Entwicklungsländern genauso schwerfallen, wie uns die Änderungen unseres Lebensstils. Wir haben den Krieg gegen die Natur begonnen; nun sollten wir ihn beenden! Corona ist nur ein Warnschuss; noch schlimmere Pandemien könnten folgen. 


Was aber werden wir tun?

Kann ein barmherziger Gott es zulassen, dass auf der Erde so viel Leid geschieht? Eine der möglichen Antworten ist, dass es gar keinen solchen Gott gibt, geben kann. Eine andere Antwort ist: Er (der Gott, die Natur, die Evolution…) hat das Leben geschaffen und gleichzeitig die Freiheit, damit umzugehen. Die Tiere haben da nicht viel Spielraum: Ihr Handeln wird im Wesentlichen durch genetisch ererbtes Verhalten bestimmt. Nun kommt der Mensch ins Spiel: der hat mehr Freiheit zu handeln. Diese ist zwar bei den Meisten auch begrenzt; wird ihr Verhalten doch sehr stark von Erziehung und Gewohnheiten bestimmt. Aber manchmal gelingt es dem Einen oder Anderen doch, seinem Handeln ethische Überlegungen voranzustellen: Muss ich dauernd mit dem Auto dahin fahren, obwohl ich weiß dass es die Umwelt belastet? Muss ich immer wieder dorthin fliegen, obwohl es das Klima zerstört? Muss ich Fleisch essen, obwohl ich weiß wie die Nutztiere leiden? Brauche ich wirklich mehr als ein Kind für ein glückliches Familienleben? Muss ich mit Böllern die Luft verpesten, die Tiere erschrecken, um die Neujahrsnascht zu überstehen? Muss ich auf meinen Gegenüber schießen, obwohl er mir nichts angetan hat? Muss ich im Namen der Ehre Gottes, der Freiheit, der Demokratie, des NATO Statutes, Bomben werfen (oder werfen lassen oder an deren Produktion verdienen) obwohl ich weiß, dass viele Unschuldige dadurch zerrissen, verbrennen, verstümmelt, traumatisiert, obdachlos werden?

Leider muss ich davon ausgehen, dass die Menschen kaum fähig sein werden, ihre überkommenen Verhaltensweisen zu ändern: Sie werden weiter Kriege führen, die Natur verschmutzen, Mitlebewesen vernichten, Wälder abholzen, das Klima erwärmen, viele Kinder bekommen. Das BGE wird weiter verteufelt werden, Finanzgenies werden mit wenigen Mausklicks Millionen verdienen, während anderswo Millionen Kinder verhungern. Manager werden prestigeträchtige Flüge und Hotels genießen, Autokäufer werden weiterhin dem PS-Wahn frönen und Pendler werden mit Pauschalen belohnt, viel zu fahren. Mit Kindergeld wird menschlicher Nachwuchs weiter gefördert werden.

Was wir tun werden, liegt in unserer Hand. Wir können so weitermachen wie bisher oder wir können vieles ändern. Wir haben die Freiheit und Corona weist uns den Weg.




Nachtrag Februar 2022, also fast zwei Jahre später:

Wider Erwarten hat die Wissenschaft bereits ein Jahr nach Beginn der Pandemie gute Impfstoffe entwickelt und zur Verfügung gestellt. Die Wirksamkeit ist allerdings ebenso unterschiedlich wie die Natur des Virus selbst, der sich in immer wieder verändert hat. Leider haben sich aber etwa ein Viertel der Menschen in den entwickelten Ländern aus verschiedensten Gründen der Impfung verweigert, was zur Verlängerung der Pandemie und vielen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Opfern beigetragen hat. In vielen ärmeren Ländern ist die Impfquote sehr gering, so dass besonders von dort mit neuen, möglicherweise gefährlicheren Varianten, zu rechnen ist. Experten schätzen die Zahl der weltweiten Todesopfer bislang auf etwa 20 Millionen.

In Deutschland ist inzwischen eine neue "Ampel" Regierung an der Macht, welche sich bemüht die Umwelt und Klimaprobleme etwas besser in den griff zu bekommen; bislang mit eher bescheidenem Erfolg. Die Abrüstungsbemühungen sind fast vollständig versandet und man erliegt den Forderungen des Super-Imperiums USA, sich an der Drohkulisse gegen das verflossene Imperium Russland/Sowjetunion zu beteiligen und treibt letzteres in die Arme des zukünftigen Imperiums China. Weltweite Aufrüstung und wachsende Kriegsgefahren sind prävalent.

Die größte Bedrohung durch weiter wachsende menschliche Überbevölkerung ist überhaupt kein Thema. Die Folgen der Verdreifachung der Menschheit in meiner Lebenszeit und die daraus entstehende Überbelastung dieses Planeten interessiert keinen. Weitere Kriege, Fluchtbewegungen und Pandemien werden folgen, zusammen mit Artensterben und Klimakatastrophe, welche nicht mehr zu stoppen sein wird.

Der Autor lebt in einer bayerischen Marktgemeinde mit seiner chinesischen Frau, einem Hund, ein paar Hühnern und Goldfischen. 

Jahrzehnte arbeitete er als selbständiger Reiseveranstalter und hat viele Länder bereist. Seit Ausbruch der Coronakrise ist er ohne Einkommen.

Bei professioneller Veröffentlichung des Artikels wird ein Belegexemplar und eine branchenübliche Vergütung erbeten auf IBAN DE50 7015 0000 0096 1124 95

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